Kirch op Kölsch

Mit Laternenzug und „Halleluja“ der Funkenjugend

Flöten, Lyra und Trömmelchen erklangen auf Sankt Martin in der Siegburger City und der flackernde Feuerschein brennender Fackeln wurde auf die Hauswände geworfen. Es war aber kein Martinszug, der an diesem Samstag mit klingendem Spiel die Kaiserstraße hinaufzog. Es waren die Siegburger Funken Blau-Weiss, die am „Elften im Elften“ mit ihrer gesamten Kompanie, begleitet von Fackelträgern, die aus der Elternschaft der Funkenjugend sowie mit Abordnungen der Siegburger Musketiere und der Siegburger Ehrengarde gestellt wurden, vom Rhein Sieg Forum zur Kirche Sankt Anno zogen. Dort feierten die Blau-Weissen auch in diesem Jahr zu ihrem Sessionsauftakt wieder einen in kölscher Mundart gehaltenen Festgottesdienst.

In diesem kam aber auch der Heilige Martin nicht zu kurz. Ganz im Gegenteil ! Denn nachdem der Regimentsspielmannszug der Funken – das Tambourcorps „Siebengebirge“ Thomasberg – kurz vorher noch ein Medley bekannter Karnevalslieder gespielt hatte, erfolgte der von der Standarten- und Fahnenabordnung angeführte Einzug zum Beginn des Gottesdienstes auf das von allen sogleich kräftig mitgesungene „Sankt-Martin-Lied“. Hierzu passend gingen den beiden Zelebranten der „Kirch op kölsch“, Pfarrer Karl-Heinz Wahlen und Diakon Dr. Marc Kerling, die Kinder der blau-weißen Jugendtanzgruppe mit ihren leuchtenden Martinslaternen voran. Ein weiterer Laternenumzug der Funkenjugend durch die Kirche folgte im Laufe des Gottesdienstes auf das Lied „Ich geh' mit meiner Laterne“. Und natürlich durfte auch „Dä Hellije Zinter Mätes“ nicht fehlen.

Auf ihn und seine Botschaft des Teilens und des Füreinanderdaseins bezog sich, nachdem das Tambourcorps mit „Wenn et Trömmelche jeit“ und „Kumm, loss mer fiere“ zwischenzeitlich auch kölsche Karnevalslieder angestimmt hatte, dann auch die gleichermaßen unterhaltsame wie aussagekräftige Trialog-Predigt, welche von Pfarrer Wahlen, von Diakon Dr. Kerling und von Funkenadjutant Klaus Stock gemeinsam vorgetragen wurde und in humorvoller Frotzelei zu dem Schluss führte: „De Funke koofe jo net Kamelle, öm dat all för sich zo behahle. Se wulle de Kamelle un de Freud em Fasteleer doch aan all de Jecke – jruus un klein – wiggerjevve un met denne deile. Un domet hann se och sellevs vell mieh Spass un Freud aan däm jecke Spell. Freud hann und Freud brenge. Jenau esu, wie mer dat evvens allt jehüürt hann: Jedeilte Freud heiß dubbelt Freud – un dat deit richtich jot !“ Denn: „Doröm jeit et doch: Em Fastelovend un em Levve – esu, wie dä Zinter Mätes et uns vüürjemaht hät: Sech ömeinander kümmere. Ne Minsch net drusse vüür un allein losse. Inn en de Jemeinschaff erennholle. Un och met em deile, wat mer hann. Och de Spass un de Freud – un sujar et lecker Kölsch.“
Geteilt wurde dann auch tatsächlich: Denn zum Abschluss der Predigt verteilten die drei Akteure Süßigkeiten an die anwesenden Kinder, die zum Teil auch über die Laternenumzüge hinaus aktiv am Gottesdienst mitwirkten. So wurden das Tagesgebet und die Fürbitten von "Pänz" aus der Jugend- und der Juniorentanzgruppe der Blau-Weissen vorgetragen.

Das Gedenken an die Verstorbenen der Funken-Familie verlas Adjutant Klaus Stock, der zusammen mit Spieß Peter Stangier seitens der Funken auch für die Organisation des kölschen Mundartgottesdienstes verantwortlich zeichnete.
Einen besonderen Gänsehautmoment durfte man vor dem vom Spieß vorgetragenen Evangelium erleben: Als Heike Esser und Diakon Dr. Kerling am E-Piano, begleitet von Simon Kerling an der E-Gitarre, im Duett das vom Diakon mit kölschem Text versehene „Halleluja“ von Leonard Cohen darboten, bildete die Juniorentanzgruppe der Funken beim Refrain den Backgroundchor und trug damit zu einer besonders stimmungsvollen und ergreifenden Darbietung bei, die von den gleichermaßen gerührten und begeisterten Gästen mit spontanem Beifall belohnt wurde.
Weitere musikalische Highlights, die allesamt eine ganz besondere Atmosphäre im Gotteshaus schufen, waren die vom Spielmannszug der Funken höchst gefühlvoll intonierte kölsche Hymne „Do bes de Stadt“ („Highland Cathedral“), die von Heike Esser und Diakon Dr. Kerling sowie Simon Kerling präsentierten kölschen Balladen „Stääne“ und „E Levve lang“ sowie das Bläck-Föös-Leed „Drink doch eine met“ und das „op kölsch“ übersetzte Kirchenlied „Wo Minsche sich verjesse“, die – ebenso wie der von Heike Esser und Diakon Dr. Kerling gesungene Kasalla-Song „Mer sin Eins“ - alle in großer Orchester-Besetzung von der Bergkapelle "Vereinigung" Birken-Honigsessen dargeboten wurden. Zusammen mit dieser sorgte beim feierlichen Auszug der Zelebranten mit den Standarten und Fahnen von Funken und Tambouren zu dem von ihm komponierten Stück „Walking down the aisle“ und dem schottischen Traditional „The rose of Kelvingrove“ auch Dudelsackpfeifer Thomas Wandt von „The Clan Pipers Frankfurt & District Pipe Band e.V.“ zum wiederholten Male für Gänsehaut.

Gegen Ende des in jeder Hinsicht grandiosen Festgottesdienstes bedankte sich Funkenpräsident Ferdi Büchel bei den beiden Zelebranten sowie bei Heike Esser und Simon Kerling, indem er ihnen noch in der Kirche den aktuellen Orden der Funken Blau-Weiss verlieh.

Der anschließende „Zoch“ zurück zum Rhein Sieg Forum, wo die Funken im Anschluss ihren „Großen Regimentsappell“ feierten, war nach dieser „Kirch op kölsch“ auf Sankt Martin dann schließlich doch ein Stück weit auch ein Martinszug. Besonders wegen der bunten Laternen der Jugendtanzgruppe, die dabei leuchtend in die Stadt getragen wurden...

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